Propranolol zur Behandlung problematischer Hämangiome
In einigen Fällen können die Gefäßtumore sehr schnell wachsen und dadurch ein medizinischen und kosmetisches Problem darstellen.
Eine ganz neue Therapie bei der Hämangiombehandlung ist der Einsatz von Propranolol, ein Wirkstoff, der sich besonders für den Einsatz bei sehr großen und ausgeprägten Hämangiomen eignet.
Die erfolgreiche Behandlung mittels Propranolol ist eine Zufallsentdeckung, die eine Arbeitsgruppe aus Bordeaux (Bordeaux Children's Hospital und aus Pessac, Haut-Lévêque Heart Hospital) machte.
Man nutzt die Wirkung von Propranolol in der Kinderkardiologie als ß-2-Blocker schon seit Jahrzehnten. Die Gruppe aus Bordeaux entdeckte den positiven Effekt von Propranolol bei einem Kind mit einem ausgedehnten Hämangiom im Gesicht, das eine hypertrophe Kardiomyopathie entwickelte. Obwohl es zuvor mit Prednisolon behandelt worden war, stellten sich beim Einsatz von Propranolol als Nebenbefund das Verblassen und die Verkleinerung des Hämangioms ein. Im Anschluss behandelte die Arbeitsgruppe im Rahmen einer Mono-Therapie zehn weitere Kinder mit ausgedehnten Gefäßtumoren – ebenfalls mit Propanolol und mit erneut überzeugendem Resultat. Auch in der SLK-Kinderklinik Heilbronn fanden zu einem etwas späteren Zeitpunkt Behandlungen unter Einsatz des Wirkstoffs statt. Propranolol bewirkte, dass sich die Hämangiome bei mehr als 60 Kindern zurück bildeten. Für die häufig bereits nach wenigen Tagen einsetzende Erweichung des Geschwulsts wird eine Vasokonstriktion in den kapillaren Gefäßen – bedingt durch den neu eingesetzten Wirkstoff – verantwortlich gemacht. Zudem wird die Hemmung der Genexpression bestimmter Wachstumsfaktoren (vascular fibrolast growth factor, VEGF, und basic fibrolast growth factor, BFGF) sowie die Förderung der Apotose in Endothelzellen diskutiert.
Bisher ist Propranolol für eine Behandlung von Blutschwämmen nicht zugelassen. Daher handelt es sich in diesem Fall um eine "off-Label-Therapie". Eltern müssen aus diesem Grund vor der Anwendung von Propranolol, nach einem ausführlichen Beratungsgespräch durch den Arzt, eine schriftliche Zustimmung abgeben. Weitere Informationen zum off-Label-use finden sie z.B. im Ingternet unter de.wikipedia.org/wiki/Off-Label-Use.
Der ß-2-Blocker Propranolol ist in der Kinder-Kardiologie seit vielen Jahren bekannt. Nach Aussage von Prof. Dr. H.-J. Cremer, Heilbronn, der mit den Leitern von fünf führenden kinderkardiologischen Zentren in Deutschland gesprochen hat, gibt es bei Einhaltung der empfohlenen Dosierung (2 mg/kg KG/d à 3 Dosen) keine unerwünschten Nebenwirkungen. Trotz der Existenz anderer ß-Blocker mit unterschiedlichem Wirkungsspektrum, raten Experten, sich bei der Anwendung zunächst streng auf Propranolol zu beschränken – hierfür existieren die mit Abstand meisten kinderkardiologischen Erfahrungen. Trotzdem sollte die Therapie mit Propranolol nur in Zusammenarbeit mit einem kinderkardiologisch erfahrenen Arzt durchgeführt werden.
Nach Abschluß der Therapie mit Propranolol sollte, je nach Therapieergebnis, der verbleibende Restbefund des Hämangioms möglichst frühzeitig zusätzlich mit Lasern behandelt werden, um ein optimales Endergebnis zu erzielen. Bis zum dritten Lebensjahr spätestens sollte die Behandlung der Hämangiome abgeschlossen sein.
Aktuell laufen weltweit Studien zur Propranololtherapie. Sobald weitere Ergebnisse vorliegen werden wir sie auf dieser Internetseite veröffentlichen.